Capital One zündet nach Discover-Übernahme die nächste Wachstumsstufe im Kartengeschäft

28.6.2025, 17:19

Capital One nutzt Discover als Hebel für ein integriertes Kartenmodell mit Premium-Ambitionen und Milliardenpotenzial im Zahlungsverkehr.

Eulerpool News 28. Juni 2025, 17:19

Mit dem Abschluss der 35 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Discover Financial Services im Mai hat Capital One nicht nur seine Bilanzsumme signifikant ausgeweitet, sondern sich auch den Zugang zu einem strategisch besonders wertvollen Asset gesichert: dem Discover-eigenen Kredit- und Debitkarten-Netzwerk. Dieses Element könnte sich als Gamechanger erweisen – nicht nur für die Margen, sondern auch für das Markenimage.

Denn anders als andere Kartenherausgeber kann Capital One nun Transaktionsgebühren selbst bestimmen, wenn Karten über die eigene Discover-Infrastruktur abgewickelt werden. Besonders im Debitbereich ergibt sich daraus ein Vorteil: Große US-Banken unterliegen einem gesetzlichen Cap bei sogenannten Interchange Fees – eine Regelung, die entfällt, wenn Herausgeber und Netzwerk identisch sind. Analysten von JPMorgan beziffern den daraus resultierenden Mehrertrag für Capital One auf bis zu eine Milliarde Dollar jährlich. Das eröffnet gleich mehrere Optionen: etwa zur Stärkung der Marge oder zur Finanzierung eines differenzierten Rewards-Programms für Debitkartenkunden.

Auch auf der Kreditkartenseite bleibt Capital One auf Expansionskurs. Mit Produkten wie der „Venture X“-Karte – einer Premiumkarte mit einer Jahresgebühr von 395 Dollar – positioniert sich das Unternehmen zunehmend im oberen Marktsegment. Laut einer aktuellen Umfrage von Bank of America sehen inzwischen 43 % der US-Karteninhaber Capital One als „Premium-Marke“ – fast doppelt so viele wie noch 2023 und fast gleichauf mit Marktführer Chase.

Der strategische Vergleich mit American Express und Visa liegt auf der Hand. Zwar notiert Capital One aktuell bei etwa dem 12-fachen der erwarteten Gewinne – damit über dem Bankensektor-Durchschnitt, aber deutlich unter dem Bewertungsniveau von Amex (rund 20x) oder den reinen Netzwerkanbietern Visa und Mastercard. Doch mit dem nun vertikal integrierten Geschäftsmodell aus Kartenherausgabe, Netzwerkbetrieb und einer wachsenden Kundenbasis im gehobenen Segment könnte sich das Bewertungsniveau mittelfristig verschieben.

Gleichzeitig investiert das Unternehmen gezielt in Kundenbindung: von eigenen Airport Lounges über Concierge-Dienste (Velocity Black) bis zu einer überarbeiteten Travel-Plattform. So soll der Abstand zur etablierten Konkurrenz nicht nur technologisch, sondern auch emotional geschlossen werden.

Global gesehen bleibt ein Schwachpunkt bestehen: Die internationale Akzeptanz des Discover-Netzwerks hinkt der von Mastercard und Visa noch hinterher. Dennoch zeigt sich in Umfragen eine hohe Bereitschaft unter Premiumkunden, eine Discover-Karte zumindest in Betracht zu ziehen – ein Indikator für das mögliche Potenzial.

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