KKR ringt um Kontrolle bei FiberCop: Streit über Milliardenlücke bringt Managementwechsel

Ein unerwarteter Milliardenrückgang bei FiberCop erzwingt KKR-Eingriffe und Managementwechsel – eine Belastungsprobe für Europas größten Private-Equity-Telekom-Deal.

20.2.2025, 03:11
Eulerpool News 20. Feb. 2025, 03:11

Der US-Finanzinvestor KKR, der im vergangenen Jahr die Abspaltung des Festnetzgeschäfts von Telecom Italia in Form von FiberCop für 22 Mrd. Euro erwarb, sieht sich mit massiven Prognoseabweichungen konfrontiert. Bereits wenige Monate nach Abschluss der europaweit größten Private-Equity-Transaktion sorgte ein geplanter Ergebnisrückgang in Höhe von 449 Mio. Euro für 2025 für Turbulenzen, die nun in einem abrupten Wechsel an der Spitze von FiberCop mündeten.

Laut einem internen Bericht, den das Management Mitte Januar dem neuen Aufsichtsrat vorlegte, drohe dem Unternehmen ein Ebitda-Minus von insgesamt 2 Mrd. Euro über die kommenden fünf Jahre, verglichen mit KKR‘s ursprünglicher Geschäftsplanung. Dies hätte negative Folgen für die Dividendenpolitik, die im Rahmen der Transaktion mit großen Co-Investoren wie Adia, CPP Investments und dem italienischen Staatsfonds F2i vereinbart wurde. Vor allem geplante Ausschüttungen in Milliardenhöhe gerieten ins Wanken, da das Unternehmen ansonsten höhere Schulden aufnehmen und womöglich eine Bonitätsabstufung riskieren würde.

Mehrere Anleger, darunter Adia, reagierten empört auf die Präsentation, die auf eine Senkung der 2025er Gewinnprognose um rund 20 Prozent hinauslief. Kurz darauf verließ Luigi Ferraris, bis dato Chief Executive von FiberCop, das Unternehmen. Die Nachfolge tritt Aufsichtsratschef Massimo Sarmi an, ein Vertreter des italienischen Finanzministeriums.

Um die kalkulierte Ertragslücke zu schließen, hat KKR umgehend Nachbesserungen erzwungen. Eine vorzeitige Pensionierungswelle wurde eingefroren; Ausgaben wurden weit ins Jahr 2026 verschoben, und auch die Erwartung sinkender Anschlusszahlen fiel nun weniger pessimistisch aus. Jedoch müssen laut Unternehmenskreisen Strukturaufwand und Marktrisiken in der streng regulierten italienischen Telekommunikationsbranche neu justiert werden. Unklar bleibt, inwiefern notwendige Investitionen in den Glasfaser-Ausbau in entlegenen Regionen zurückgefahren werden können, da Italien topographisch eine besonders anspruchsvolle Infrastruktur erfordert.

Zur Absicherung der Investoreninteressen verschärfte KKR jetzt den Einfluss auf FiberCop: Künftige operative Beschlüsse benötigen laut einem internen Memo die schriftliche Zustimmung eines von zwei KKR-Vertrauten, die eigens in FiberCop eingegliedert werden. Diese Maßnahmen verdeutlichen die hohen Einsätze für alle Beteiligten. Nach jahrelangem Ringen um Telecom Italia hatte KKR den Coup bei FiberCop als strategische Schlüsselinvestition gefeiert – doch zwischen anspruchsvollen Renditeerwartungen, unübersichtlicher Marktstruktur und unerwarteten Kosten gerät das Projekt bereits unter Handlungsdruck.

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