Kurswechsel im Handelsgefüge: Deutsche Wirtschaft im Spannungsfeld der US-Zölle

Eulerpool Research Systems 30. Juli 2025

Takeaways NEW

  • Die deutsche Wirtschaft kämpft mit den Folgen der US-Zollpolitik.
  • Trotz Herausforderungen gibt es Hoffnung auf leichtes Wachstum und Investitionen.
Die deutsche Wirtschaft sieht sich inmitten eines herausfordernden Veränderungsprozesses, der insbesondere durch die neue Zollpolitik der USA geprägt wird. Im zweiten Quartal dieses Jahres verzeichnet das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein leichtes Minus von 0,1 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Gegensatz dazu startete das Jahr mit einem minimalen Wachstumsanstieg von 0,3 Prozent, worin Experten Vorzieheffekte im Hinblick auf die damaligen Ankündigungen von US-Zöllen vermuten. Abermals verschärfte Exportbedingungen belasten die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft. Mit der Einführung „asymmetrischer“ Zölle von 15 Prozent auf EU-Importe seitens der Trump-Administration steht fest, unter welchen erschwerten Bedingungen deutsche Unternehmen ihre Produkte weiterhin in die USA liefern können. Besonders das Investitionssegment für Ausrüstungen und Bauten schwächelte im Vergleich zum Vorquartal. Jedoch verzeichneten die privaten und staatlichen Konsumausgaben ein preis-, saison- und kalenderbereinigtes Wachstum. Fachleute erwarten von der deutschen Wirtschaft eine stärkere Konzentration auf den europäischen Wirtschaftsraum angesichts der zunehmenden Handelsbarrieren. Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater drückt dies unmissverständlich aus: Je mehr sich die globalen Märkte den deutschen Produkten verschließen, desto mehr muss sich die wirtschaftliche Dynamik auf Deutschland und Europa fokussieren. Noch drückender sind die Auswirkungen auf die für Deutschland essenziellen Autoexporte. Seit April werden diese mit 27,5 Prozent Zoll belegt, doch eine Reduzierung auf 15 Prozent ab August steht bevor. US-gefertigte Fahrzeuge könnten hingegen ohne Zölle nach Europa gelangen, was vor allem deutschen Herstellern mit Produktionsstätten in den USA zugutekommt. Die Wirtschaftsaussichten erleiden einen Dämpfer, denn die Zölle führen zu erheblichen Kostensteigerungen. Bundeskanzler Friedrich Merz prognostiziert einen massiven wirtschaftlichen Schaden. Insbesondere die Automobilzölle könnten laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft das deutsche BIP um 0,15 Prozent belasten. Eine zusätzliche Gefahr stellt die nachlassende Nachfrage nach europäischen Waren in den USA dar. Trotzdem sieht der Internationale Währungsfonds (IWF) Hoffnung. Die vergleichsweise moderaten Zollsätze könnten ein leichtes Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent bewirken, wenngleich das Bild gemischt bleibt. Anschließend an die Einschätzung der Bundesbank verdeutlicht sich, dass eine verstärkte Binnennachfrage nötig ist, um die wirtschaftliche Lage zu stabilisieren. Einzig die Aussicht auf öffentliche Investitionen gibt Anlass zu vorsichtiger Zuversicht. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass größere staatliche Ausgabenimpulse für 2026 ein Wachstum von 1,4 Prozent generieren könnten, wie aus Äußerungen von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer hervorgeht. Dennoch droht der deutschen Wirtschaft im Zuge des Zollabkommens ein drittes Jahr mit rückläufiger Wirtschaftsleistung.

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