Markets

US-Boutiquen fordern in Paris die M&A-Dynastien heraus

US-Boutique-Banken wie Centerview und Evercore dringen in Paris vor, doch Lazard und Rothschild behaupten ihre Dominanz.

Eulerpool News 9. Juli 2025, 10:10

Paris bleibt die Hochburg des französischen M&A-Geschäfts – doch der Wettbewerb verändert sich spürbar. Während Lazard und Rothschild traditionell den Takt vorgeben, fordern US-Boutiquen wie Centerview Partners, Evercore, PJT Partners und Perella Weinberg die Platzhirsche zunehmend heraus. Getrieben von wachsendem Expansionsdruck und der Attraktivität kontinentaleuropäischer Mandate eröffnen sie Niederlassungen, stellen erfahrene französische Banker ein – und ringen um Mandate bei Schwergewichten wie LVMH, Danone oder TotalEnergies.

Den symbolträchtigsten Schlag setzte Centerview 2019 mit dem Wechsel von Star-Banker Matthieu Pigasse von Lazard – ein Schritt, der in den Pariser Geschäftskreisen für Aufsehen sorgte. Seitdem hat sich die US-Boutique nicht nur personell verstärkt, sondern auch L’Oréal bei der Übernahme von Aesop beraten und Mandate mit strategischer Tiefe übernommen. Auch Evercore, das Lazard in den USA bereits überholt hat, baut in Frankreich zielgerichtet aus.

Trotzdem bleiben Lazard und Rothschild mit jeweils rund 12 % Marktanteil fest verankert an der Spitze der französischen M&A-Ranglisten. Laut Dealogic-Daten stieg der Marktanteil der fünf US-Boutiquen zwar von knapp 1 % im Jahr 2019 auf 6 % im Jahr 2023 – von einer strukturellen Verschiebung kann jedoch nicht die Rede sein.

Der Druck kommt dennoch spürbar an: Mehr als 150 neue Banker wurden seit 2018 von den US-Häusern in Paris rekrutiert – viele davon mit lokalem Hintergrund und tiefem Verständnis für das französische Geschäftsumfeld. Die Nähe zur heimischen Elite ist entscheidend. Die meisten Einstellungen erfolgen aus dem etablierten Kreis französischer Banken wie BNP Paribas, aber auch von direkten Wettbewerbern wie Lazard.

Die klassischen Platzhirsche reagieren unterschiedlich: Rothschilds Führungsmannschaft zeigt sich weitgehend stabil, während Lazard Abgänge verkraften muss – ohne dabei signifikant Marktanteile einzubüßen. „Selbst nach den jüngsten Weggängen verteidigt das französische Lazard-Team seine Position mit bemerkenswerter Beständigkeit“, sagte ein US-Kollege des Hauses.

Gleichzeitig ist das Umfeld rauer geworden: Das französische M&A-Volumen ist seit dem Höhepunkt 2022 rückläufig und sank 2024 auf 1,3 Mrd. US-Dollar. Und auch wenn PJT im Restrukturierungsgeschäft punktet, bleiben die Margen in Paris unter Druck – das hohe Angebot an Beratern trifft auf einen stagnierenden Markt.

Ein struktureller Wandel könnte dennoch bevorstehen – nicht zulasten der Platzhirsche, sondern der traditionell schwächeren Spieler wie Société Générale, Barclays oder Deutsche Bank, deren Präsenz im M&A-Geschäft in Frankreich zunehmend verblasst. Und das bietet Angriffsfläche: „Wir sind keine Biene, die von Blume zu Blume fliegt. Unser einziger Honig ist der unserer Klienten“, fasst Pigasse die Boutique-Philosophie zusammen.

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