Centrica sichert sich norwegisches Gas im Wert von 20 Milliarden Pfund bis 2035

6.6.2025, 10:47

Centrica deckt mit norwegischem Gas langfristig 9 % des britischen Bedarfs und bleibt trotz Klimazielen auf Importe angewiesen.

Eulerpool News 6. Juni 2025, 10:47

Centrica hat mit dem norwegischen Staatskonzern Equinor einen langfristigen Gasliefervertrag im Volumen von 20 Milliarden Pfund abgeschlossen. Ab Oktober wird das britische Energieunternehmen jährlich 5 Milliarden Kubikmeter Erdgas beziehen – das entspricht rund 9 Prozent des britischen Gesamtverbrauchs im vergangenen Jahr und deckt rechnerisch den Bedarf von fünf Millionen Haushalten.

Der Liefervertrag läuft bis 2035 und fällt in eine Phase wachsender Importabhängigkeit Großbritanniens. Die Regierung fährt die Förderung in der Nordsee zurück und plant keine neuen Explorationslizenzen. Gleichzeitig steigt der Gasbedarf wieder an – nicht zuletzt als Folge der schleppenden Dekarbonisierung im Gebäudesektor.

Trotz klimapolitischer Ziele bleibt Erdgas zentral für die Versorgungssicherheit. Die neue Vereinbarung enthält jedoch eine Flexibilitätsklausel: Falls sich der Markt für Wasserstoff entwickelt, kann ein Teil der Gaslieferungen durch CO₂-freien Wasserstoff aus Equinors britischen Produktionsprojekten ersetzt werden.

Equinor-CEO Anders Opedal bezeichnete den Deal als „sehr wichtig für die Energiesicherheit“. Chris O’Shea, Vorstandschef von Centrica, ergänzte: „Die Lichter gehen dank unserer Freunde in Norwegen nicht aus.“

Großbritannien bezog im vergangenen Jahr mehr als zwei Drittel seines Gasbedarfs über Importe, wobei Norwegen mit über 50 Prozent den Löwenanteil stellte. Zwar hatte Centrica 2022 kurzfristig das Liefervolumen mit Equinor auf 10 Milliarden Kubikmeter erhöht, der neue Deal knüpft aber an das frühere Niveau von 2015 an.

Die Lieferungen erfolgen über Unterwasserpipelines aus norwegischen Gasfeldern. Centrica drängt zudem auf staatliche Unterstützung für die Modernisierung seines Rough-Gasspeichers in der Nordsee – perspektivisch will das Unternehmen diesen für die Wasserstoffspeicherung nutzen. Angesichts der niedrigen Gasspeicherkapazitäten im Vergleich zu Kontinentaleuropa warnte Centrica zuletzt vor Engpässen: Die britischen Vorräte lagen zeitweise unter dem Wochenbedarf.

Die britische Infrastruktur beruht weitgehend auf einem „Just-in-Time“-System – mit Importen per Pipeline aus der EU und Norwegen sowie Flüssiggaslieferungen aus Übersee. Diese Struktur macht den Markt anfällig für kurzfristige Preissprünge und geopolitische Risiken.

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