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KKR zieht sich zurück – Zukunft von Thames Water steht erneut auf der Kippe

KKRs Rückzug aus dem £4-Mrd.-Deal bringt Thames Water an den Rand der Renationalisierung und verstärkt regulatorischen Druck.

Eulerpool News 5. Juni 2025, 13:12

Thames Water, Großbritanniens größter Wasserversorger mit 16 Millionen Kunden, steht erneut vor einer ungewissen Zukunft. Der US-Finanzinvestor KKR hat sein £4 Milliarden schweres Rettungsangebot überraschend zurückgezogen – nur wenige Tage nach offizieller Einreichung bei der Regulierungsbehörde Ofwat.

Die Absage folgt auf intensive, aber letztlich ergebnislose Verhandlungen mit Regierungsvertretern am Wochenende. Ausschlaggebend für den Rückzug seien laut Verhandlungskreisen Bedenken hinsichtlich politischer Einflussnahme, die unter der neuen Labour-Regierung noch zunehmen könnten. KKR sah sich ursprünglich zu einer Haltedauer von mindestens zehn Jahren verpflichtet, zweifelte jedoch zunehmend an der Planbarkeit des Engagements.

Thames Water ist mit knapp £20 Milliarden verschuldet und kämpft mit einer schwachen Bilanz. Bereits im vergangenen Jahr mussten frühere Anteilseigner ihre Investitionen vollständig abschreiben. In der Not griff das Unternehmen auf ein teures Überbrückungsdarlehen von £3 Milliarden zurück, bereitgestellt unter anderem von Silver Point Capital und Elliott Management.

KKR hatte im März den Zuschlag für ein Rekapitalisierungsmodell erhalten, dessen Kern eine Eigenkapitalspritze im Milliardenvolumen war. Parallel dazu diskutierte Thames Water ein alternatives Rettungskonzept mit Anleihegläubigern. Diese sollen laut Insiderkreisen bereits konkrete Vorschläge inklusive Managementteam bei Ofwat eingereicht haben.

Die Regierung bestätigte am Dienstag, dass eine Renationalisierung im Rahmen des „Special Administration Regime“ vorbereitet werde, aber weiterhin eine marktbasierte Lösung bevorzugt werde. Umweltminister Steve Reed sprach von einem stabilen Unternehmen und einer weiterhin offenen Tür für Investoren.

KKR selbst wollte sich zu den Gründen des Rückzugs nicht äußern. Personen aus dem Umfeld nannten jedoch die zunehmende politische Rhetorik gegenüber der Branche, die rekordhohen Bußgelder sowie Bedenken angesichts der komplexen Stakeholder-Struktur als ausschlaggebend.

Erst vergangene Woche hatte Ofwat Thames Water mit einer Strafe von £123 Millionen belegt – unter anderem wegen illegaler Abwassereinleitungen und Dividendenausschüttungen trotz schwacher Performance.

Thames Water-Chair Sir Adrian Montague bezeichnete die Situation als „enttäuschend“, betonte aber, man arbeite weiter an einer tragfähigen Lösung mit bestehenden Gläubigern. Ein Ausweg könnte die Wiederaufnahme von Gesprächen mit anderen Bietern sein – darunter auch CK Infrastructure aus Hongkong und Castle Water, das bereits öffentlich seine Bereitschaft zur Finanzierung signalisiert hat.

Parallel dazu legte eine von der Regierung eingesetzte Kommission zur Wasserwirtschaft einen kritischen Zwischenbericht vor. Die Aufsicht durch Ofwat habe „das Vertrauen der Öffentlichkeit weitgehend verloren“, heißt es dort. Die Behörde solle künftig weniger auf sektorweite Modellierungen setzen und stärker unternehmensindividuell sowie frühzeitiger eingreifen.

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