Der All England Lawn Tennis Club (AELTC), Organisator der Wimbledon Championships, warnt vor staatlichen Eingriffen in den Ticket-Zweitmarkt. Ein möglicher Preisdeckel auf Wiederverkaufstickets könne das für den Club zentrale Debenture-Programm erheblich schwächen, heißt es von Personen mit direkter Kenntnis der Verhandlungen.
Debentures, eingeführt 1920, sind die einzigen Wimbledon-Tickets, die legal weiterverkauft werden dürfen – meist mit erheblichen Aufschlägen gegenüber dem ursprünglichen Ausgabepreis. Eine Begrenzung der Weiterverkaufspreise würde die Attraktivität der Papiere schmälern, da Anleger künftig nicht mehr sicher sein könnten, ihre Ausgaben durch einen Wiederverkauf zu decken oder gar Gewinne zu erzielen.
In den vergangenen zehn Jahren hat der Club laut Finanzchefin Fiona Canning durch Debenture-Verkäufe mehr als 500 Millionen Pfund eingenommen – Mittel, die ausschließlich in die Modernisierung der Anlagen geflossen seien. Canning betonte gegenüber der Financial Times, man werde „eng mit der Regierung zusammenarbeiten, um unbeabsichtigte Auswirkungen auf das Debenture-Programm zu vermeiden“.
Die Äußerungen fallen in eine Phase, in der die britische Regierung Maßnahmen gegen sogenannte „dynamic pricing“-Modelle prüft, nachdem Fans der Band Oasis von massiven Preisaufschlägen beim Ticketkauf betroffen waren. Im Januar eröffnete die Regierung eine Konsultation, um Konsumenten vor überhöhten Preisen zu schützen. Diskutiert werden Preisobergrenzen zwischen dem Nennwert und einem Aufschlag von 30 Prozent sowie eine Begrenzung der Weiterverkäufe je Käufer.
Während der AELTC den Grundgedanken der Reform ausdrücklich unterstützt, pocht er auf eine Ausnahme für sein Debenture-Programm. Dieses wird als reguliertes Finanzinstrument von der Financial Conduct Authority (FCA) überwacht und bildet eine tragende Säule der Wimbledon-Finanzierung.
Insider geben sich zuversichtlich, dass es nach Gesprächen mit Regierungsvertretern zu einer Lösung kommt – etwa über eine gesonderte Kategorie „authorised resale“, die Debenture-Verkäufe von allgemeinen Ticketregelungen ausnimmt.
Das Department for Business and Trade sowie das Department for Culture, Media and Sport bekräftigten, man werde „bald“ über die nächsten Schritte entscheiden. Ziel bleibe es, Ticket-Touting effektiv einzudämmen.