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Wizz Air schließt Abu-Dhabi-Standort – Fokus zurück auf Osteuropa nach Milliardenverlusten und Technikproblemen

Wizz Air beendet Golf-Expansion, um Kosten zu senken und sich wieder auf Kernmärkte in Europa zu konzentrieren.

Eulerpool News 15. Juli 2025, 13:12

Wizz Air wird seinen Standort in Abu Dhabi zum 1. September schließen und zieht sich aus dem Golfstaat nach sechs Jahren zurück. Die Entscheidung folgt auf anhaltende Probleme mit Triebwerken, geopolitische Spannungen in der Region sowie das Scheitern, notwendige Streckenrechte für Verbindungen nach Indien und Pakistan zu sichern. Der ungarische Billigflieger begründet den Schritt mit dem Ziel, sich stärker auf seine profitablen Kernmärkte in Mittel- und Osteuropa zu konzentrieren.

CEO József Váradi sprach von einer „guten Entscheidung fürs Geschäft“. Man verabschiede sich von einem unterdurchschnittlich laufenden Teil des Unternehmens, schaffe Kapazitäten frei und könne sich auf Regionen konzentrieren, in denen Wizz Air „wirklich erfolgreich“ sei. Der Aktienkurs reagierte leicht positiv und legte am Montagmorgen 1,7 Prozent auf 10,50 Pfund zu. Dennoch liegt die Aktie binnen zwölf Monaten über 50 Prozent im Minus.

Ursprünglich hatte Wizz Air während der Pandemie ehrgeizige Wachstumspläne verfolgt und sogar eine Übernahme von EasyJet erwogen. Die Golf-Expansion galt als strategischer Schritt, um Ryanair auf europäischem Terrain herauszufordern. Doch mittlerweile hat der Billigflieger seine Ambitionen deutlich zurückgefahren. Künftig will Wizz Air jährlich um 20 Prozent wachsen und seine Flotte von derzeit rund 200 Maschinen bis 2030 auf 500 ausbauen.

Zunehmender Kostendruck zwang das Management zum Handeln. Im Juni hatte Wizz Air einen Gewinnrückgang von über 40 Prozent für das Geschäftsjahr gemeldet, während die Ausgaben für Wartung, Material und Reparaturen um fast 16 Prozent stiegen. Dazu kamen erhebliche Zusatzkosten durch das Anmieten von Ersatzflugzeugen.

Auch geopolitische Risiken spielten eine Rolle: Wiederholte Luftraumsperrungen rund um Abu Dhabi infolge der Spannungen im Nahen Osten beeinträchtigten die Nachfrage. Zudem, so Váradi, hätten Regulierungsbehörden in den Vereinigten Arabischen Emiraten etablierte Anbieter wie Etihad bei Streckenrechten bevorzugt. „Das widerspricht dem Sinn der Branche, die Wettbewerb und Vielfalt fördern sollte“, kritisierte er.

Hinzu kommt ein technisches Problem, das Wizz Air seit 2023 ausbremst: Triebwerksprobleme bei den GTF-Modellen von Pratt & Whitney. Die Rückrufe wegen Verunreinigungen im verwendeten Pulvermetall belasten die Flottenplanung massiv. Laut Váradi verschärft das heiße Wüstenklima das Problem. „Die Triebwerksabnutzung ist dort dreimal schneller als in Europa“, sagte er. Eine kurzfristige Lösung sei nicht in Sicht.

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