Economics
Goolsbee sieht Spielraum für Zinssenkungen bei Abkehr von Trumps Zollpolitik
Fed-Direktor Goolsbee stellt Zinssenkungen in Aussicht – falls Trumps Zollpläne endgültig scheitern sollten.
Ein Kurswechsel in der Handelspolitik könnte den Weg für Zinssenkungen in den USA ebnen. Das signalisiert Austan Goolsbee, Präsident der Federal Reserve Bank of Chicago. Sollte sich die Regierung vom großflächigen Einsatz neuer Importzölle verabschieden, könne die Wirtschaft auf ihren prä-tarifären Wachstumspfad zurückkehren, sagte Goolsbee am Donnerstag auf einer Konferenz in Mackinac Island, Michigan. „Wenn wir stabile Vollbeschäftigung und eine Inflation haben, die sich dem Ziel annähert, können die Zinsen dahin zurückkehren, wo sie langfristig hingehören.“
Der Zeitpunkt der Äußerung ist nicht zufällig gewählt: Einen Tag zuvor hatte das US-Handelsgericht große Teile von Präsident Trumps neuen Strafzöllen für rechtswidrig erklärt und deren Erhebung untersagt. Die Regierung kündigte umgehend Berufung an – mit möglichen Folgen bis hin zum Supreme Court. Trotzdem wächst die Hoffnung auf ein Abflauen der wirtschaftspolitischen Unsicherheit.
In der geldpolitischen Praxis setzt die US-Notenbank derzeit auf Abwarten. Zwar bleibt der Arbeitsmarkt robust, doch gleichzeitig steigen die Preise – ein Gemisch, das Goolsbee als „stagflationäre Richtung“ bezeichnete. Allerdings sei die Lage nicht mit der Stagflation der 1970er Jahre vergleichbar. Vielmehr gehe es um ein Gleichgewicht zwischen nachlassender Beschäftigungsdynamik und anhaltendem Preisdruck, das strategische Geduld erfordere.
Die Offenheit für eine Lockerung der Geldpolitik steht und fällt mit der Klärung der offenen Fragen rund um das Zollregime. Die Fed sieht sich in der Verantwortung, nicht voreilig zu reagieren, solange Umfang und Auswirkungen der angekündigten Zölle nicht klar absehbar sind. „Je länger wir mit tiefgreifenden Veränderungen rechnen müssen, desto mehr rückt das Fundamentale aus dem Blick“, so Goolsbee.
Die entscheidende Größe bleibt die Handelsagenda des Weißen Hauses. Solange sich die Regierung alle Optionen offenhält – von Neuverhandlungen bis zur Eskalation über andere Zollinstrumente – bleibt auch die US-Notenbank im Beobachtungsmodus. Eine klare Absage an die Zollstrategie könnte jedoch der geldpolitischen Normalisierung neuen Schub geben.