Economics

Opec+ beschleunigt Förderausweitung – Ölpreise geraten unter Druck

Mit höheren Fördermengen treibt Opec+ die Marktöffnung voran und setzt Brent-Rohölpreise unter Abwärtsdruck.

Eulerpool News 7. Juli 2025, 15:53

Die Förderallianz Opec+ hat angekündigt, ihre Rohölproduktion im August um weitere 548.000 Barrel pro Tag zu steigern. Das entspricht einer deutlichen Beschleunigung gegenüber dem Juli, in dem ein Zuwachs von 411.000 Barrel pro Tag vorgesehen war. Insgesamt rückt das Konsortium aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Russland und weiteren Staaten damit von seiner bisherigen Strategie der Angebotsverknappung ab.

Seit April hebt die Gruppe ihre Produktionsziele schrittweise an, nachdem sie seit 2022 das Angebot gedrosselt hatte, um die Preise zu stützen. Ursprünglich war ein sukzessiver Anstieg von 2,2 Millionen Barrel pro Tag über einen Zeitraum von 18 Monaten geplant. Nun dürfte der gesamte, zwischenzeitlich vom Markt genommene Output bereits bis Ende September zurückgeführt sein – ein Jahr früher als angekündigt.

Energieanalyst Jorge León von Rystad Energy spricht von einem strategischen Kurswechsel: „Opec+ sendet ein deutliches Signal, dass die Marktanteilsstrategie im Zentrum steht.“ Der Schritt fällt in die saisonal stärkere Nachfragespanne der nördlichen Hemisphäre – mit erhöhter Raffinerieauslastung und Reisetätigkeit im Sommer.

Saudi-Arabien hatte bislang den größten Teil der Kürzungen getragen und seine Produktion auf etwa 9 Millionen Barrel täglich reduziert – ein Niveau, das zuletzt nur während der Pandemie unterschritten wurde. Gleichzeitig hielten sich Länder wie Kasachstan kaum an ihre Quoten und produzierten darüber hinaus. Die Belastung galt in Riad daher zunehmend als unfair verteilt.

Während die Kürzungen ihre preisstabilisierende Wirkung verloren, verlagert sich die Strategie der Saudis und ihrer Partner nun auf Absatzvolumen. Analysten werten dies auch als Signal an Washington. Niedrigere Preise kommen US-Präsident Donald Trump entgegen, der mehrfach öffentlich billigere Energiepreise gefordert hatte. Gleichzeitig verschärft dies den Druck auf US-Schieferölproduzenten, deren Geschäftsmodelle höhere Preise benötigen.

Am Freitag lag der Preis für Brent-Rohöl bei 68 US-Dollar je Barrel. Sollte sich der Angebotsausbau fortsetzen, könnte dieser Wert laut Marktbeobachtern unter die 60-Dollar-Marke rutschen – insbesondere im vierten Quartal, wenn sich ein weltweites Überangebot abzeichnet.

Spannung erzeugt nun die Frage, ob Opec+ auch die zweite, bislang unangetastete Tranche freiwilliger Kürzungen im Umfang von 1,65 Millionen Barrel pro Tag zur Disposition stellt. Diese war ursprünglich bis Ende 2026 vereinbart. „Die Marktteilnehmer fragen sich: Wird Opec+ auch dieses Fördervolumen freigeben – und ist die globale Nachfrage dafür überhaupt stark genug?“, sagte León.

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