Anthony Thomson, Gründer von Metro Bank und Atom Bank, strebt mit seiner neuesten Bankengründung gezielt vermögende Privatkunden und Family Offices an. Innerhalb der kommenden fünf Jahre will der 71-Jährige rund £500 Mio. einsammeln, um eine neue Bank mit einer Bilanzsumme von £10 Mrd. aufzubauen.
Für die erste Finanzierungsrunde, die diese Woche starten soll, peilt Thomson £100 Mio. an. Der Name der neuen Bank steht bereits fest: Family Offices Bank. Zum Führungsteam gehören unter anderem Paul Pester, ehemaliger CEO von Virgin Money und TSB, die langjährige Barclays-Managerin Samantha Bamert sowie Stuart Grimshaw, einst bei der Commonwealth Bank of Australia tätig. Alle Führungskräfte werden Anteile an der neuen Bank halten.
Anders als frühere Projekte Thomsons, darunter die britische Metro Bank und der Digitalanbieter Atom Bank, soll die neue Bank nicht auf den Massenmarkt zielen. Vielmehr geht es um eine Nische, die nach Thomsons Einschätzung von etablierten Häusern vernachlässigt wird: Family Offices und Ultra-High-Net-Worth Individuals. „Diese Kundengruppe ist zunehmend frustriert über den Service der Großbanken“, so Thomson. Viele Banken böten schnelle Abwicklung oder Zugang zu exklusiven Angeboten an, lieferten aber in der Praxis standardisierte Produkte, die nicht den tatsächlichen Bedürfnissen entsprächen.
Im Gegensatz zu klassischen Instituten sollen sich ausschließlich Family Offices und vermögende Privatkunden als Investoren beteiligen und zugleich als erste Kunden fungieren. Ein Börsengang oder Verkauf der Bank ist laut Thomson ausgeschlossen, ebenso eine spätere Öffnung für andere Anteilseigner. Bei Erfolg sollen die Investoren über Dividenden an den Gewinnen partizipieren.
Family Offices Bank will bis Ende 2026 starten. Derzeit prüft Thomson potenzielle Standorte, im Gespräch sind Jersey, Singapur und die Vereinigten Arabischen Emirate. Eine Entscheidung über den Sitz der Bank soll noch dieses Jahr fallen.
Technologisch will Thomson auf moderne Strukturen setzen und konsequent auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz setzen, um insbesondere Geldwäsche und Betrug effektiver aufzudecken. Anders als Großbanken sei man nicht durch veraltete IT-Systeme und komplexe Hierarchien ausgebremst.
Thomson ist in der Branche kein Unbekannter. Nach der Gründung von Metro Bank 2010 etablierte er 2013 Atom Bank und 2019 das australische Fintech :86 400, das später von der National Australia Bank übernommen wurde.