Ofcom warnt vor Untergang der britischen Public Service Sender

Ofcom warnt: Ohne gesetzliche Vorgaben droht britischen Public Service Sendern im digitalen Zeitalter der Bedeutungsverlust.

23.7.2025, 18:38
Eulerpool News 23. Juli 2025, 18:38

Die britische Medienaufsicht Ofcom schlägt Alarm: Öffentlich-rechtliche Sender wie BBC und Channel 4 seien durch den massiven Wandel des Medienkonsums „existentiell gefährdet“. Um deren Sichtbarkeit im digitalen Raum zu sichern, sollen Plattformen wie YouTube gesetzlich verpflichtet werden, Inhalte der Public Service Broadcaster (PSB) in ihren Nutzeroberflächen prominenter zu platzieren.

In ihrem am Montag veröffentlichten Bericht fordert Ofcom „Prominenz und Auffindbarkeit“ für die Inhalte der PSBs auf den Plattformen, die für immer mehr Menschen der Hauptzugang zu Bewegtbildinhalten sind. Besonders bei Formaten wie Nachrichten und Kinderprogrammen sei es entscheidend, dass YouTube und andere Plattformen in enger Abstimmung mit den PSBs deren Inhalte sichtbar halten – und das zu „fairen kommerziellen Bedingungen“. Andernfalls solle die britische Regierung gesetzgeberisch eingreifen.

Bereits heute garantiert das britische Mediengesetz, dass öffentlich-rechtliche Sender auf Smart-TVs und ähnlichen Geräten an prominenter Stelle erscheinen. Doch mit der zunehmenden Verlagerung des Medienkonsums ins Netz reichen diese Regeln nicht mehr aus. Während sich die BBC mit iPlayer oder Channel 4 mit 4oD eigene Streaming-Plattformen aufgebaut haben, kompensiert dies den Reichweitenverlust im klassischen linearen Fernsehen nur bedingt.

Laut Ofcom entfallen nur neun Prozent der gesamten Streaming-Nutzung im Vereinigten Königreich auf die Mediatheken der PSBs. Zeitgleich verbringen Kinder und junge Erwachsene deutlich mehr Zeit mit Plattformen wie YouTube, Netflix oder TikTok. In der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen schalteten vergangenes Jahr weniger als die Hälfte in einer durchschnittlichen Woche klassisches Fernsehen ein.

„Wenn nichts geschieht, ist die Existenz der öffentlich-rechtlichen Sender bedroht“, warnt Ofcom. „Die Zeit wird knapp, um diese Säule der britischen Kultur und Lebensart zu retten.“

YouTube reagierte mit der Aussage, man sei „stolz auf die gute Zusammenarbeit mit britischen Sendern“ und wolle auch künftig deren Erfolg im digitalen Raum unterstützen. Das zuständige Ministerium DCMS kündigte an, die Empfehlungen prüfen zu wollen.

Parallel hat Ofcom eine umfassende Überprüfung der Regulierung von TV und Radio eingeleitet. Veraltete gesetzliche Auflagen für lineares Fernsehen sollen abgebaut werden. Die Behörde fordert zudem, dass öffentlich-rechtliche Sender ambitionierter strategische und technologische Partnerschaften eingehen sollten. Genres mit geringer wirtschaftlicher Attraktivität wie Nachrichten, lokale Berichterstattung und Kindersendungen müssten bei zusätzlicher staatlicher Förderung künftig im Fokus stehen.

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